Überflutungen durch Starkregen
Am Mittwoch hat Starkregen über der Stadt Norden für Überflutungen gesorgt. Hauptsächlich betroffenen war der westliche Stadtteil zwischen den Straßen Im Spiet, Hollander Weg, Westlinteler Weg und Norddeicher Straße. Zahlreiche Straßen und Keller liefen in Folge der heftigen Niederschläge voll Wasser. In der Hamburger Straße trat sogar ein großes Rückwasserrückhaltebecken über die Ufer. Bereits den ganzen Tag hatte es ergiebig geregnet. Gegen 17 Uhr wurden die Niederschläge so intensiv, dass die Regenwasserkanalisation dort komplett überlastet war. Eine private Wetterstation in dem Bereich hatte am gesamten Tag 46 Liter pro Quadratmeter Regen gemessen.
Um 17.41 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr Norden zum ersten vollgelaufenen Keller im Hollander Weg alarmiert. Bei Ankunft trauten die Einsatzkräfte ihren Augen kaum. Die Straße war über nahezu die gesamte Länge und über beide Gehwege bis in die angrenzenden Vorgärten überflutet. Feuerwehr und Anwohner sind ähnliche Ereignisse dort bekannt, aber mehrere langjährige Anwohner sagten einstimmig, dass es noch nie so schlimm war, wie an diesem Tag. Während die Feuerwehr begann den Keller auszupumpen, gingen weitere Notrufe ein. Mehrere Wohnblocks Im Spiet, Warfenweg und der Hamburger Straße hatten ebenfalls Wasser im Keller gemeldet. Durch die Überflutungen hatten sich teilweise Regen- und Abwasserkanalisation vermischt, wodurch in einige Keller auch Fäkalien gelangten.
Ein Regenwasserrückhaltebecken zwischen der Dortmunder und Bradforder Straße war komplett übergelaufen. Dadurch stand in der Hamburger Straße das Wasser, wie auch im Hollander Weg, bis zirka 30 Zentimeter hoch. Die Feuerwehr beobachtete zunächst die Lage auf den Straßen. Oft ist bei solchen Ereignissen schließlich einfach nur etwas Geduld gefragt, bis das Abwassersystem die Wassermassen abgeleitet hat. Doch das Wasser lief nur in den höheren Gebieten ab. In den tiefer gelegenen Gebieten lief weiterhin Wasser in die Gebäude. Da zum späten Abend weitere Niederschläge vorhergesagt wurden, entschied sich die Feuerwehr diesmal für eine ungewöhnliche Maßnahme. Am südlichen Ende des Westlinteler Weges mündet das unterirdische Regenwassersystem aus den betroffenen Siedlungen in den Süderschloot. Dieser große Graben führte ebenfalls reichlich Wasser mit einer beeindruckenden Strömung. Das Gewässer ist an einer Stelle jedoch verrohrt, was den Durchfluss erheblich begrenzt. Dadurch entstand ein Rückstau. Hier brachte die Feuerwehr insgesamt drei Pumpen in Stellung und förderte damit bis zu 5.000 Liter Minute durch Schläuche an der Engstelle vorbei wieder in den Graben. Während des Einsatzes setzte dann auch tatsächlich wieder kräftiger Regen ein. Nach rund drei Stunden hatte die Feuerwehr geschätzte 500.000 Liter durch den geschaffenen Bypass gepumpt. Als der Pegel im Süderschloot sichtbar fiel und der Regen aufhörte, begannen dort die Aufräumarbeiten. Alle Straßen waren nun auch wieder frei. Ein Anwohner des Westlinteler Wegs hatte den Feuerwehrleuten freundlicherweise seine Garage zur Verfügung gestellt. Hier richtete die Feuerwehr sich eine Verpflegungsstelle ein. Die meisten Einsatzkräfte waren schließlich kurz vor dem Abendessen alarmiert worden und benötigten am späten Abend eine Stärkung durch warmes Essen und heiße Getränke.
Während an dieser Einsatzstelle mit Hochdruck gearbeitet wurde, arbeiteten weitere Einsatzkräfte insgesamt zehn weitere unwetterbedingte Einsatzstellen ab. Diese wurden vom Hilfeleistungszentrum aus koordiniert. Hierzu wurde um 18 Uhr Vollalarm für die gesamte Feuerwehr Norden ausgelöst. Auch die Conerus-Schule war betroffen. Die Gullys auf den Schulhöfen konnten die Wassermengen nicht schlucken. Regenwasser drang so in einige Flure und Werkräume der Schule ein. Hier unterstützte die Feuerwehr mit Wassersaugern und Sandsäcken. Praktischerweise konnten die Einsatzkräfte in der Bauhalle leere Sandsäcke mit Sand befüllen und so die verbrauchten Sandsackvorräte gleich wieder auffüllen. Aus dem Katastrophenschutzlager des Landkreises Aurich in Upgant-Schott holte die Feuerwehr sich weitere gefüllte Sandsäcke. Gegen 23.30 Uhr konnten die Feuerwehr Norden ihren Unwettereinsatz nach fast 6 Stunden beenden. Für die Einsatzkräfte haben sich an diesem Tag flexible Beladungskonzepte ihrer Fahrzeuge und Ausrüstung, wie beispielsweise für Sandsäcke, Pumpen, Schläuche und Verpflegung, bewährt. So konnte flexibel und bedarfsgerecht auf die unterschiedlichen Einsatzstellen effizient reagiert werden.