„Kreative“ Heizideen und deren Gefahren

08.10.2022, 16:55 Uhr, geschrieben von Thomas Weege in Aktuelles »

Die Energiekosten steigen derzeit unaufhörlich. Viele Bürger machen sich nun Gedanken, wie sie die Heizkosten im Griff behalten und greifen dabei zu teilweise sehr kreativen Lösungen. Auf wohlige Wärme will schließlich nur ungern jemand in seinem Zuhause verzichten. Diese „Alternativen“ zu gewöhnlichen Heizungsanlagen bergen teils aber erhebliche Gefahren. Fachleute schlagen deshalb Alarm. Auch die Freiwillige Feuerwehr Norden ist besorgt und befürchtet steigende Fallzahlen in diesem Bereich. Gemeinsam mit den Norder Stadtwerken und einem Schornsteinfegermeister bemüht sich die Feuerwehr Norden um Aufklärung der Bevölkerung.

Gefährlicher Trend: Teelichtofen

Ein sich momentan rasant verbreitender Hype ist der sogenannte Teelichtofen. Hierbei handelt es sich um einen Selbstbau aus einem oder zwei Tontöpfen, unter denen Teelichter entzündet werden. Entsprechende Bauanleitungen sind im Internet in Hülle und Fülle in verschiedenen Varianten zu finden. Wirkungsweise und Kosten-Nutzen-Verhältnis werden dabei in sozialen Medien kontrovers diskutiert. Fakt dagegen ist die von diesen Miniöfen ausgehende Brandgefahr. Unter den Tonöfen staut sich die Hitze, sodass die Konstruktion schlagartig zerbrechen kann. Die Kerzen können dann unkontrolliert wegrutschen. Kommen diese mit brennbaren Gegenständen wie Teppichen, Tischdecken oder Sitzpolstern in Kontakt, droht eine schnelle Brandausbreitung. Durch den Hitzestau kann auch der Kerzenwachs selbst in Brand geraten und für rasant ansteigende Temperaturen sorgen.In diesem Fall sollte man den Brand nicht durch Pusten oder mit Wasser löschen. Die Folgen wären ähnlich fatal wie bei einem Fettbrand. Abdecken mit einer Löschdecke oder ähnlichem, wäre hier eine zielführende und sichere Löschvariante.

Auch können Haustiere, wie Katzen und Hunde, die Öfen umwerfen und so ebenfalls einen Brand verursachen. Außerdem ist es in geschlossenen Räumen selten eine gute Idee, mit offenem Feuer Wärme zu erzeugen. Bezirksschornsteinfegermeister Rüdiger Janssen verweist in diesem Zusammenhang auf den Einsatz nur von einem Schornsteinfeger abgenommenen Feuerstätten, wie Kaminöfen und Heizungsanlagen, hin.

Feuer verbraucht beim Verbrennen immer Sauerstoff. Wird nicht ausreichend gelüftet, kann es zu einer Kohlenmonoxidvergiftung (CO-Vergiftung) bei den Anwesenden kommenden. Kohlenmonoxid ist ein geruchs- und geschmackloses Gas. Menschen bemerken das Gas nicht und werden bewusstlos. Da das Gas den Sauerstoffaustausch im Blut verhindert, kann eine CO-Vergiftung zum Tod führen. Geringe Konzentrationen reichen dafür schon aus. Daher ist der Betrieb von Gasheizstrahlern oder auch Kohlegrills in geschlossenen Räumen nicht erlaubt. Weiterhin geht von Gasheizern ebenfalls eine akute Brandgefahr aus, da in Wohnräumen Sicherheitsabstände zu brennbaren Materialien kaum eingehalten werden können.

Um diese Gefahr zu demonstrieren, haben Stadtbrandmeister Thomas Kettler und sein Stellvertreter Thomas Weege während eines Pressetermins einen Versuchsaufbau mit einem Teelichtofen aufgebaut. Mit einer Wärmebildkamera und einem Fernthermometer konnten die Temperaturen und der Hitzestau anschaulich visualisiert werden. Nach rund 30 Minuten nach dem Entzünden von vier Teelichtern betrug die Temperatur an der Oberseite des Teelichtofens bereits über 110 Grad. Nach 40 Minuten stürzte die Konstruktion dann um, da sich die Klebeverbindung zwischen Schraube und Untersetzer unter der Hitzeeinwirkung gelöst hatte.

Überlastung elektrischer Installationen

Eine weitere gefährliche Alternative ist der Einsatz von elektrischen Heizstrahlern oder Heizgebläsen. Einzelne Geräte haben eine Leistung von ungefähr 2.000 Watt. Verlängerungskabel und Mehrfachsteckdosen kommen mit einem Einzelgerät im Normalfall gut zu recht. Wichtig ist, dass man nur zugelassene Geräte mit CE- sowie VDE-Kennzeichnung beschafft und die angegebene maximal zulässige Leistung an den Leitungen anschließt. Kritisch wird es, wenn mehrere dieser Heizungen an einer Steckdosenleiste zusammen betrieben werden. Verbindet man mehrere Mehrfachstecker und Verlängerungskabel miteinander, wächst die Gefahr ungemein an. Durch die abverlangte Leistung erwärmen sich nicht nur die Heizgeräte selbst, sondern auch alle dazugehörigen Kabel und Steckverbindungen. Dieser unerwünschte Nebeneffekt kann zu einem Brand führen.

Die Überlastung von Stromleitungen gehört in Deutschland zu den häufigsten Brandursachen. Schließt man mehrere große Stromverbraucher, wie z.B. Heizgeräte, an einen Mehrfachstecker an, können diese die hohe Last oft nicht vertragen. Sie sind in der Regel nur für Leistungen von 3.000-3.500 Watt ausgelegt. Auch ältere Hausinstallationen leiden unter den leistungsstarken Stromverbrauchern. Kabel und Verbindungsteile erwärmen sich nach und nach und können so im schlimmsten Fall einen Brand auslösen. Sicherungsautomaten sollten eine Überlastung eigentlich erkennen und den Stromfluss abschalten. Es gibt jedoch ältere Immobilien, in denen diese Automaten noch nicht installiert sind. Bei zu dünnen Kabelquerschnitten kann es sogar zur Überlastung kommen, ohne dass es ein Sicherungsautomat rechtzeitig bemerkt.

Diese Gefahren wurden zur Veranschaulichung in einem weiteren Versuchsaufbau dargestellt. Zwei Heizgeräte mit jeweils 2.000 Watt wurden hierzu an drei hintereinander angeschlossene Mehrfachstecker angeschlossen. Beim Einschalten eines über 3.000 Watt starken Wasserkochers war deutlich zu hören, wie beide Heizgebläse an Leistung verloren. Die Steckerleisten und ihre Stromzufuhr waren mit den angeschlossenen 7.000 Watt deutlich überlastet. Die Wärmebildkamera machte eine Erhitzung der Kabel und Steckverbindungen schnell und deutlich sichtbar. An einem Stecker wurden 66 Grad gemessen. Noch bevor das Wasser in dem Kocher vollständig erhitzte, unterbrach ein Sicherungsautomat in der Gebäudeelektrik die Stromzufuhr. Hätte er dies nicht getan, hätte es zu einem Brand kommen können.

Wolfgang Völz, technischer Geschäftsführer bei den Norder Stadtwerken, weist darauf hin, dass es in Mehrparteienhäuser zu einer gefährlichen Summierung der Stromverbraucher und es auch dadurch zu kritischen Überlastungen der Hauselektrik kommen kann. Seine Mitarbeiter im Außendienst entdecken immer wieder bei ihren Kunden Überlastungsschäden.

Rauchmelder und Feuerlöscher

Unabhängig von der Heizart sollte sich jeder Bewohner um den Brandschutz in seinen vier Wänden Gedanken machen und Vorbereitungen treffen. Heimrauchmelder sind in Wohnräumen schon lange Pflicht. Diese sind regelmäßig auf Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Nur dann können sie zuverlässig einen Brand frühzeitig erkennen und Alarm schlagen.

Um im Brandfall selbst wirkungsvolle Maßnahmen zur Brandbekämpfung einzuleiten, wird die Vorhaltung von Handfeuerlöschern in Privathaushalten empfohlen. Schaumfeuerlöscher haben sich als sehr geeignet erwiesen. Altbekannte Pulverlöscher sind auch sehr wirkungsvoll. Diese haben jedoch den großen Nachteil, dass es beim Einsatz in Innenräumen zu großen Verunreinigungen und Folgeschäden durch das Pulver kommen kann. Um die richtige Auswahl für seine Bedürfnisse zu treffen, sollte man sich im Fachhandel beraten lassen.

Video über den Versuchsaufbau