Gefahrstoffunfall in ehemaliger Hager Apotheke
Zu einem Gefahrstoffunfall in einer ehemaligen Hager Apotheke sind am Montagvormittag die Feuerwehren aus Hage, Norden und Sandhorst sowie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Hage-Großheide ausgerückt. Zunächst hatte sich der frühere Apotheker beim Hager Ortsbrandmeister gemeldet und davon berichtet, dass ihm beim Aufräumen eine Flasche mit einem pulverförmigen Kaliumcyanid (auch Zyankali genannt) zu Bruch gegangen war. Nach ersten Schilderungen des Apothekers wurde die Freiwillige Feuerwehr Norden mit ihrer Gefahrguteinheit zur Erkundung alarmiert. Weiterhin wurde ein Fachberater aus Brandenburg telefonisch kontaktiert.
Einsatzkräfte der Norder Feuerwehr gingen unter Chemikalienschutzanzügen in das Gebäude zunächst zur Erkundung vor. Nachdem dessen Erkundungsergebnisse vorlagen, wurde der bei der Ortsfeuerwehr Aurich-Sandhorst stationierte Gefahrgutzug des Landkreises Aurich hinzugezogen. Auch die gesamte Ortsfeuerwehr Hage wurde für Absperrmaßnahmen und Reinigungsarbeiten nachalarmiert.
Mit dem Fachberater erarbeiteten die vor Ort befindlichen Einsatzkräfte einen Plan zur Bewältigung der ungewöhnlichen Lage. Zunächst mussten Teile des Inventars aus dem Obergeschoss ins Freie gebracht, dekontaminiert und für die Entsorgung verpackt werden. Anschließend wurde das giftige Pulver, welches für die Herstellung von Medikamenten benötigt wurde, mit einem speziellen Staubsauger aufgenommen. Danach musste das restliche Pulver auf dem Fußboden mit 30%igen Wasserstoffperoxid besprüht werden, damit es sich durch eine chemische Reaktion in ein harmloses Pulver umwandelt. Abschließend wurden die Räumlichkeiten gründlich mit Wasser durchgewischt.
Alle Arbeiten mussten die Feuerwehrleute aus Sandhorst und Norden unter Vollschutz und umluftunabhängigem Atemschutz durchführen. Die Einsatzkräfte in diesen Anzügen mussten alle 20-30 Minuten ausgetauscht und anschließend gründlich in einer Dekontaminationsstrecke gereinigt werden. Der gesamte Einsatz zog sich bis in den Abend hinein. Erst nachdem alle Schadstoffe und angefallenen Abfälle an einen Entsorger übergeben und die Ausrüstung der Feuerwehren gereinigt war, war gegen 19.30 Uhr der Einsatz aller Feuerwehren beendet. Das DRK übernahm während des rund zehnstündigen Einsatzes die sanitätsdienstliche Absicherung sowie der Verpflegung der rund 60 Einsatzkräfte. Die Hager Hauptstraße musste voll gesperrt werden.