Unterstützung nach Tornado in der Gemeinde Großheide
Am Montag um 20:10 Uhr zog ein Tornado über die Gemeinde Großheide. Um 20:17 Uhr wurden aufgrund unzähliger Notrufe die Feuerwehren der Gemeinde Großheide alarmiert. Nur wenige Minuten später wurden aufgrund des Ausmaßes ein großer Teil der Feuerwehren aus der Nachbargemeinde Brookmerland und die Kreisfeuerwehrfahrzeuge Einsatzleitwagen 2, Schlauchwagen mit Lichtmastanhänger und Rüstwagen-Kran, die bei der Feuerwehr der Stadt Norden stationiert sind, hinzualarmiert. Ebenfalls war die Drehleiter der Feuerwehr Norden gefordert.
In den Ortsteilen Westermoordorf, Ostermoordorf und Berumerfehn bot sich ein blankes Bild der Verwüstung. Unzählige Bäume wurden durch den Tornado entwurzelt oder abgerissen und versperrten auf acht Straßen auf jeweils mehreren hundert Metern die Fahrbahnen.
Mehr als 50 Häuser sind dem Wirbelwind zum Opfer gefallen. Dächer wurden abgedeckt und Fensterscheiben zerschlugen durch umherwirbelnde Äste und Steine. Fünf Häuser sind unbewohnbar, durch herausgerissene massive Gebäudeteile. PKW´s wurden zuhauf beschädigt und ein Wohnmobil auf die Seite gekippt und über die Straße gewirbelt.
Die weit mehr als 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren mussten sich die Wege zu den beschädigten Gebäuden mit Motorsägen freischneiden.
Die Überprüfung der zerstörten Gebäude auf Verletzte, gestaltete sich durch das entstandene Chaos als Schwerstarbeit, erfolgte jedoch rasch. Wie durch ein Wunder gab es keine toten oder verletzen Personen.
Die Einsatzkräfte betreuten teilweise die Geschädigten der unbewohnbaren Einfamilienhäuser für einen kurzen Zeitraum, bis diese durch die Gemeindeverwaltung innerhalb kurzer Zeit in Ferienwohnungen untergebracht werden konnten.
Die Feuerwehren räumten die Straßen von Bäumen und umhergeflogenen Baumaterialien, Gartenmöbeln, Schildern, Dachziegeln und sonstigen Dingen frei. Weiterhin wurden einsturzgefährdete Gebäude gesichert, sowie Straßenabschnitte vor herabhängenden Ästen und Baumkronen.
Durch die Entwurzelung eines Baumes kam es zur Beschädigung einer Gasleitung, hier sicherte die Feuerwehr die Schadstelle ab. Ein weiterer Baum nahm bei der Entwurzelung eine Stromleitung mit, sodass die Stromversorgung in mehreren Häusern ausblieb.
Der Energieversorger EWE stellte das Gas und den Strom ab, sodass die Gefahren gebannt waren.
Nötig war die Vollsperrung diverser Straßen, um die Rettungswege aufrecht zu erhalten und die Arbeit der Einsatzkräfte zu sichern. Weiterhin waren Sperrungen notwendig, um vor noch vorhandenen Gefahren zu schützen, wie zum Beispiel herabhängende Äste und Baumkronen.
Unterstützung holten sich die Feuerwehren durch Traktoren und Radlader von umliegenden Firmen.
Das DRK Hage/Großheide versorgte die Einsatzkräfte mit Getränken und Mahlzeiten, am eingerichteten Bereitsstellungsraum bei der Firma Bucks´s Reisen.
Um 23:30 Uhr konnte die Einsatzleitung die Einsatzkräfte der Gemeinde Brookmerland aus dem Einsatz herauslösen und wieder an ihre Standorte zurückkehren lassen. Die Großheider und Norder Feuerwehren waren jedoch noch bis tief in die Nacht eingebunden.
Die Nachbarschaftshilfe war enorm. Die Geschädigten halfen sich gegenseitig unermüdlich in den Nachbarschaften.
Besonders heraus stach ein Rettungsdienstmitarbeiter eines privaten Rettungsdienstes, der sich zum Unglückszeitpunkt auf dem Weg nach Hause befand und durch die vom Chaos gezeichnete Gemeinde musste. Ohne zu zögern hatte er einen Notfallrucksack aus seinem Privatfahrzeug genommen, ist kilometerweit von Haus zu Haus gelaufen und hat alle Anwohner professionell gefragt, ob es ihnen gut gehe.
Viele freiwillige Helfer, außerhalb der Feuerwehr und der Nachbarschaft, haben sich auf den Weg gemacht, um zu helfen. Ein löblicher Akt, jedoch hatten die Feuerwehren die Lage im Griff, personell wie auch materiell. Viele Helfer wurden dankend abgewiesen, da ausreichend offizielle Reserven zur Verfügung standen. Aufrufe in verschiedenen sozialen Medien, sich die „Kettensäge zu schnappen“ und die Feuerwehr zu unterstützen, waren keine offiziellen Aufrufe der Feuerwehr. Dies hatte zur Folge, dass an einer Straße parkende Fahrzeuge ein Durchkommen der erforderlichen Drehleiter nicht möglich machte. Der Kreisfeuerwehrverband Aurich bitte freundlichst davon abzusehen, unkoordinierte und nicht offizielle Hilfeaufrufe zu unterlassen. Helfen ist gut, dann jedoch koordiniert. Hervorragend war, dass sich einige Freiwillige direkt bei der Einsatzleitung gemeldet haben.
Zu den zahlreichen Feuerwehren und dem Energieversorger, befand sich ebenfalls die Polizei der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund im Einsatz.
Gegen vier Uhr waren die letzten Feuerwehren eingerückt.
Die Feuerwehr Berumerfehn begann den eigentlich schon begonnenen Dienstag bereits nach wenigen Stunden wieder, um bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen und stellten ihr Feuerwehrhaus als Anlaufstelle und Pausenraum für die Helfer zur Verfügung. Kaffee und Brötchen wurden gereicht.
Das Unternehmen „The Flying KITCHEN“ hat spontan einen Wagen am Feuerwehrhaus aufgestellt und kostenfrei für die Hilfskräfte Pommes und Bratwurst zur Verfügung gestellt.
Die Feuerwehr Berumerfehn sperrte in Zusammenarbeit mit dem Bauhof der Gemeinde Großheide am Dienstagvormittag Straßen, um Sicherheit für die Aufräumarbeiten zu gewähren. Weiterhin störte ein hohes Aufkommen von Schaulustigen die Aufräumarbeiten, welches die Absperrung ebenfalls notwendig machte.
Text: Manuel Goldenstein (KFV Aurich)