Mehrere Verletzte durch Kellerbrand
Erneut hat ein Kellerbrand in der Norder Innenstadt Rettungskräfte und Hausbewohner in Atem gehalten. Am Dienstagabend gingen gegen 19.25 Uhr gleich mehrere Notrufe bei der Leitstelle Ostfriesland ein. Die Anrufer berichteten von einem Kellerbrand in einem Wohnblock auf dem Jan-ten-Doornkaat-Koolmann-Platz. Bei Ankunft der Freiwilligen Feuerwehr Norden drang dichter Rauch aus dem Keller ins Treppenhaus und aus mehreren Kellerfenstern ins Freie.
Die ersten der insgesamt 41 Bewohner flüchteten sich aus den 24 Wohneinheiten ins Freie. Unter ihnen waren auch mehrere Kinder, Gehbehinderte und Senioren. Viele Bewohner halfen sich gegenseitig und hatten durch lautes Schreien auf den Brand aufmerksam gemacht und so ihre Nachbarn gewarnt.
Zahlreiche Personen befanden sich jedoch noch in dem Haus und mussten durch die Feuerwehr ins Freie geführt werden. Insgesamt klagten drei Erwachsene Personen nach ihrer Flucht über Atembeschwerden durch Rauchgase. Während die Menschenrettung auf dem Koolmann-Platz einen Einsatzabschnitt bildete, gingen weitere Einheiten von der Pottbackerslohne auf der Gebäuderückseite vor und leiteten von außen die Brandbekämpfung ein. Stadtbrandmeister Thomas Kettler und sein Stellvertreter Thomas Weege teilten sich die Einsatzstelle dementsprechend mit ihren Zug- und Gruppenführern auf. Die Drehleiter ging auf der Rückseite in Stellung, um eventuell Personen aus ihren Wohnungen zu retten. Das Hubrettungsfahrzeug konnte jedoch nur mit Verzögerung aufgestellt werden, da ein Pkw die Zufahrt zur Aufstellfläche behinderte. Weiterhin verhinderte ein mächtiger Baum das Anleitern von zwei Balkonen in den obersten Etagen.
Durch die gewaltsam geöffneten Kellerfenster konnten die Einsatzkräfte mit einer Wärmebildkamera den Brandherd trotz dichten Qualm von außen lokalisieren und weitestgehend löschen ohne den stark aufgeheizten Keller betreten zu müssen. Wegen der komplexen Lage erhöhte Thomas Kettler die Alarmstufe für die Norder Wehr und ließ den Rettungsdienst mit mehreren Fahrzeugen und einem Notarzt anrücken. Die Norder Wehr war zuletzt mit 15 Fahrzeugen und zirka 80 Einsatzkräften vor Ort. 30 von ihnen kam als Atemschutzgeräteträger zum Einsatz. Die drei Rauchgasverletzten wurden ins Krankenhaus transportiert. Für alle übrigen Evakuierten und später heimkehrenden Mieter diente ein benachbarter Kindergarten als Sammelstelle. Eine Mitarbeiterin hatte von dem Brand erfahren und die Einrichtung geöffnet. Die Betroffenen konnten sich dort von dem Schrecken erholen.
Gegen 20.45 Uhr stand war das Feuer endgültig gelöscht und das Schadensausmaß sichtbar. Das Feuer hatte die Hausinstallation derart beschädigt, dass der Notdienst der Stadtwerke gezwungen war, das Gebäude komplett stromlos zu schalten. Weiterhin hatte sich der Rauch über den Fahrstuhlschacht auf alle sechs Etagen ausgebreitet, wodurch es auch zu Rauchschäden in den Wohnbereichen kam. Somit mussten kurzfristig Notquartiere für die 41 Bewohner organisiert werden. Da die Stadt Norden für solche Fälle Notfallpläne vorhält, informierte die Feuerwehr gegen 21 Uhr Bürgermeister Heiko Schmelzle. Dieser eilte umgehend zur Einsatzstelle und machte sich vor Ort ein Bild von der Lage. Parallel dazu erhielt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) den Auftrag eine Notunterkunft einzurichten. Im Einsatzleitwagen des Landkreises Aurich nutzten Führungskräfte von Feuerwehr und DRK sowie der Bürgermeister den Besprechungsraum, um das weitere Vorgehen zu planen. Heiko Schmelzle informierte die Schulleiterin der Schule Im Spiet und veranlasste die Öffnung der Schule zur Einrichtung einer Notunterkunft. Während das DRK die Grundschule mit Feldbetten ausstattete und ein Abendessen für die Obdachlosgewordenen bereitete, lief in dem Kindergarten die Registratur der Hausbewohner. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes hatte hierzu einen Auszug aus dem Einwohnermelderegister bereitgestellt. Alle Betroffenen wurden erfasst. Ebenfalls wurde nach wichtigen Medikamenten und Haustieren gefragt. Während der Vor-Ort-Betreuung begann eine Schwangere über gesundheitliche Probleme zu klagen, sodass für sie ebenfalls ein Rettungswagen bestellt wurde. Sie war im siebten Monat schwanger.
Die meisten Bewohner kamen bei Verwandten, Freunden oder in Hotels unter. Insgesamt sechs Männer und Frauen nahmen das Angebot der Notunterkunft an und wurden vom Fahrdienst der Feuerwehr dorthin gebracht. Gegen Mitternacht bekam die Polizei die Einsatzstelle übergeben. Sie veranlasste die Sicherung des Gebäudes. Die Brandursachenermittlung sollte am folgenden Tag beginnen.