Feuerwehren Norden und Hage üben gemeinsam
Großalarm am Dienstagabend in der Norder Innenstadt. Rund um den Marktplatz und den anliegenden Straßen zucken Blaulichter. Überall stehen Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Norden und der Ortsfeuerwehren der Samtgemeinde Hage sowie des Deutschen Roten Kreuz (DRK) Hage.
Insgesamt 150 Einsatzkräfte von Feuerwehr und DRK tummelten sich um das Rathaus und den angrenzenden „Drei Schwestern“. Viele Passanten versammelten sich am Rande des Geschehens und glaubten zunächst an einen Ernstfall. Doch die Lage war eine Großübung der beiden Stadt- und Samtgemeindefeuerwehren.
Erstmalig übten alle vier Hager Ortswehren aus Lütetsburg, Halbemond, Hagermarsch und Hage gemeinsam mit der vollständigen Norder Feuerwehr. Nordens Stadtbrandmeister Dieter Stellmacher sowie sein Bruder Werner hatten mit Gerald Gerken, Ortsbrandmeister in Hage, die Großübung vorbereitet. Im großen Sitzungszimmer im Obergeschoss des Rathauses sollte ein Brand ausgebrochen sein, der sich schnell auf das Dachgeschoss ausbreitete und dann sogar auf die nur knapp eineinhalb Meter daneben angrenzende Nachbargebäude, die „Drei Schwestern“, übergriff. In beiden historischen Gebäude befanden sich noch mehrere Personen, die auf die Rettung durch die Feuerwehr angewiesen waren.
Die beiden stellvertretenden Stadtbrandmeister Thomas Kettler und Thomas Weege trafen an dem Abend als erstes ein. Gemeinsam erkundeten sie die Lage und teilten die auf Anfahrt befindlichen Einsatzfahrzeuge ein. Kettler übernahm die Einsatzleitung. Für die Norder Feuerwehr würde solch ein Ereignis im Ernstfall Vollalarm bedeuten und auch sofort einen Hilferuf zur Unterstützung in die angrenzende Samtgemeinde Hage nach sich ziehen. Auch die Drehleitern aus Emden und Aurich wären unbedingt erforderlich.
Zu Beginn der Übung der wurde alles auf die Menschenrettung gesetzt. Das Absuchen der beiden großen und verwinkelten Gebäude kostet Zeit und Personal. Besonders Atemschutzgeräteträger waren gefordert. Insgesamt 32 von ihnen kamen am Dienstagabend zum Einsatz. Die „Verletzten“, die von Verwaltungsmitarbeiterinnen des Ordnungsamtes und dem Hausmeister dargestellt wurden, wurden nach ihrer „Rettung“ an das DRK zur weiteren Behandlung und zum Abtransport übergeben. Nach und nach wurden neben den im Nahbereich befindlichen Hydranten auch entferntere Feuerlöschbrunnen in Betrieb genommen und entsprechende Förderleitungen aufgebaut.
Auf der Mittelmarktstraße ließ sich ein Lastwagenfahrer von den Geschehnissen ablenken und fuhr mit seinem Sattelzug auf den alten Friedhof. Dabei wurde ein Radfahrer überfahren und unter einer Achse eingeklemmt. Dieses fiktive Ereignis forderte besonders das schwere Material und die Besatzung des Rüstwagens.
Als nach rund eineinhalb Stunden das Übungsende eingeläutet wurde, stand allen Beteiligten der Schweiß auf der Stirn. Die Übungsobjekte bringen lange Laufwege mit sich und die vorgesehene Lage forderte viel ab. Doch eines war während der Übung offenkundig für alle leicht zu erkennen. Die Norder und die Hager Einsatzkräfte haben, obwohl sie erstmalig in dieser Größenordnung zusammen geübt haben, Hand in Hand zusammengearbeitet. „Wir kennen uns und wir wissen was wir mit unseren Gerätschaften leisten können“, sagte Dieter Stellmacher bei der anschließenden Nachbesprechung. Schon oft haben wir uns gegenseitig im Einsatz unterstützt. „Die Norder kommen nach Hage und die Hager nach Norden“, so Gerald Gerken. Was früher eher selten vorkam, wird heute und zukünftig immer häufiger gängige Praxis sein. Bei Großschadenslagen fehlen tagsüber, besonders in der Mittagszeit, aus beruflichen Gründen die nötigen Kräfte. Dies war auch der ausschlaggebende Grund für diese gemeinsame Übung Als Verbesserungswürdig sahen die Verantwortlichen die Kommunikation an. Der neue Digitalfunk funktioniert gut und bietet auch viele nützliche Möglichkeiten, doch hierfür bedarf eines Nutzungskonzeptes. Wenn wie bei solch einem Großereignis 150 Helfer, mit 20 Fahrzeugen, 30 Führungskräften, 40 Atemschutzgeräteträgern in mehreren Einsatzabschnitten zusammenarbeiten, dann muss der Funkverkehr sinnvoll eingeteilt werden, ohne dass aber jemand kommunikativ abgeschnitten wird oder Informationen verloren gehen. Hier werden die Führungen beider Wehren nachbessern.
Fotos: Erich Weege