Ganztägiges Atemschutz-Notfalltraining

12.10.2025, 08:08 Uhr, geschrieben von Thomas Weege in Aktuelles »

Der vergangene Samstag stand bei der Freiwilligen Feuerwehr Norden ganz im Zeichen eines Notfalltrainings für ihre Atemschutzgeräteträger (AGT). Den ganzen Tag wurden unterschiedliche kritische Situationen nachgestellt, in die die AGT bei ihren Einsätzen in lebensbedrohlichen Umgebungen geraten können. Ein- und Absturz, Versagen der eigenen Ausrüstung, schnelle Brandausbreitung bis hin zu körperlichen und psychischen Problemen der AGT standen an dem Praxistag im Fokus. Lösungsansätze und ein beispielhaftes Sicherheitskonzept wurden am Morgen zunächst im Hilfeleistungszentrum in einem theoretischen Unterricht zur Einstimmung der 20 Teilnehmer erörtert, ehe die praktischen Teile folgten.

Ingo Horn und sein Bruder Rainer, Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Vockenhausen in der hessischen Stadt Eppstein, waren für diesen Tag ganze 500 Kilometer angereist. Beide hatten in der Vergangenheit schon mehrfach die AGT-Fortbildungen in Norden als Trainer unterstützt. Gemeinsam mit Timo Müller und Thomas Weege von der Norder Feuerwehr hatten sie intensives und abwechslungsreiches Programm gestaltet. Auch die Norder haben schon in Vockenhausen bei ähnlichen Veranstaltungen mitgewirkt. Ingo Horn und Thomas Weege sind zudem Mitglied im Trainerstamm von Atemschutzunfalle.eu, einer Plattform zum gleichnamigen Thema. Nach dem Theorieteil fuhren die vier Trainer mit den Teilnehmern zum alten Feuerwehrhaus in der Klosterstraße. Dort fanden früher schon ähnliche Praxistage statt. Teile des Gebäudes werden heute vom Offshore-Windparkbetreiber Ørsted genutzt. Die Deutsche WindGuard betreibt dort ein Trainingszentrum für das Personal der Windenergiebranche. Die Norder Feuerwehr durfte die Einrichtung für ihre Schulung nutzen. Die dort vorhandenen Möglichkeiten haben den Teilnehmern ein ganz besonderes Praxiserlebnis beschert. Enge Tunnel und Schächte sowie verschiedene Treppenhäuser nutzten die Trainer, um die Teilnehmer an drei Stationen auf mögliche Extremsituationen vorzubereiten.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Hilfeleistungszentrum bildete eine Übung mit drei Durchläufen das Finale der Fortbildung. In einer der Fahrzeughallen hatten die Trainer bereits am Vortag einen Hindernisparcours aufgebaut. Der Aufbau sollte eine stark vermüllte Wohnung darstellen. Hier bekamen die Trainer Unterstützung vom Norder Feuerwehrmann Aike Hausberg. Er hatte sich bereits bei umfangreichen Vorbereitungen mit eingebracht. Während ein Trupp darin zur Brandbekämpfung vorgeht, kommt es in einem Raum zum Einsturz der Zimmerdecke und der Trupp wird begraben. Zwei Sicherheitstrupps sollen die Verunfallten retten. Die Station hatte es in sich. Während es am Vormittag relativ ruhig zuging und man verschiedene Möglichkeiten testen und deren Vor- sowie Nachteile diskutieren konnte, wurde es bei der Übung „wild“, wie es eine der Teilnehmerinnen auf den Punkt brachte. Die Trainer beschallten die AGT mit lauten Geräuschen und nervender Musik. Die Kommunikation untereinander wurde dadurch extrem erschwert. Immer wieder lagen Hindernisse im Weg. Gegenstände fielen auf die Teilnehmer. Manchmal verhedderten sie sich auch in Netzen und Seilen. Obwohl die AGT nur wenige Meter durch die „Wohnung“ kriechen mussten, zerrte der Weg an den Kräften. Die Atemfrequenzen stiegen deutlich hörbar an, der Ton untereinander wurde rauer – die AGT standen unter hohen Stress.

Bei der Abschlussbesprechung am späten Nachmittag waren viele erschöpfte aber durchweg zufriedene Gesichter zu sehen. Die Teilnehmer zeigten sich dankbar für die gemachten Erfahrungen an dem Tag. Durch einen Generationswechsel und den positiven Zulauf bei den Mitgliederzahlen, verfügt die Norder Feuerwehr über viele junge Atemschutzgeräteträger, denen noch praktische Erfahrung aus Einsätzen und Fortbildungen wie diesen fehle. Auch das Trainerteam zeigte sich zufrieden mit dem Tagesverlauf und dem Engagement der Teilnehmenden. Neben der logischen Notwendig für die Vorbereitung auf Zwischenfälle im Einsatz ist es die Begeisterung von Feuerwehrleuten für hartes Training mit Grenzerfahrungen, die die Trainer motiviert solche Veranstaltungen zu organisieren.