Herbstübung: Explosion im Heizwerk
Das Heizkraft der Stadtwerke Norden auf dem ehemaligen Doornkaatgelände in der Norder Innenstadt wird seit mehreren Monaten umfangreich modernisiert. Die Arbeiten befinden sich in der finalen Phase, sodass die Inbetriebnahme bevorsteht. Natürlich kann es bei solchen umfangreichen Arbeiten auch mal zu Zwischenfällen kommen. Genau das, hat die Freiwillige Feuerwehr Norden am Dienstagabend als Grundlage für ihre diesjährige Herbstübung angenommen. Die Inbetriebnahme war echt, eine angenommene Gasexplosion sowie ein Baustellenunfall waren nur Darstellung. Die historischen Gebäude und die laufenden Bauarbeiten bescherten den 120 Einsatzkräften ein besonders authentisches Übungserlebnis in einem besonderen Ambiente.
Zunächst stellten die Handwerker bei ihren Arbeiten Gasgeruch fest. Daraufhin riefen sie die Feuerwehr und stellten die Gasversorgung für das Gebäude ab. Als die ersten Einsatzkräfte ausrückten, kam es dann zu einer leichten Explosion im „alten Wasserhaus“, so die Gebäudebezeichnung aus früheren Doornkaatzeiten. Stadtbrandmeister Thomas Kettler wird bei seiner Ankunft von Stadtwerkemitarbeiter Heiko Rohdemann am Heizkraftwerk empfangen. So wie er die Lage schildert, sind durch die Explosion mehrere kleinere Folgebrände in dem fünfstöckigen Gebäude ausgebrochen. Mehrere Personen müssen sich aber noch in dem Gebäude befinden. Heiko Rohdemann hatte die Übung gemeinsam mit Nordens stellvertretendem Stadtbrandmeister Thomas Weege und dem Zugführer des vierten Zuges Ralf Scharfenort ausgearbeitet und vorbereitet.
In dem Gebäude waren Rauch und Feuerschein sichtbar und vom Dach laute Hilfeschreie zu hören. Für die Norder Feuerwehr wird aufgrund der komplexen Lage Vollalarm ausgelöst und auch der Einsatzzug Nord des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) angefordert. So werden an dem Abend 120 Einsatzkräfte an der Übung beteiligt. Atemschutzgeräteträger dringen als erstes in das Gebäude vor und bahnen sich den Weg. Trümmer erschweren das Vorgehen. Parallel geht die Drehleiter in der Doorntkaatlohne in Stellung und wird zur Rettung von drei Personen aus zirka 20 Metern Höhe eingesetzt.
Die tatsächlich stattfinden Bauarbeiten gestalteten die Übungsvorbereitung ungewöhnlich dynamisch. Eigentlich sollte in einem Nebengebäude auch eine Rettung aus einer eingestürzten Grube geübt werden. Doch am Tag der Übung hatte ein Bagger die Grube beseitigt und den umliegenden Betonboden aufgebrochen. Kurzerhand musste das Szenario angepasst werden und so wurde ein durch eine Betondecke gestürzter Bagger mit einer verschütteten Person angenommen. Die Lage hatte es besonders in sich, da für die Einsatzkräfte überhaupt nicht klar war, wie stabil das Bauwerk überhaupt noch war. Sorgfältige Erkundung war hier von den Führungskräften gefragt. Während die Feuerwehrleute begannen den Bagger gegen weitere Bewegung zu sichern und einen ersten Zugang zu dem Verschütteten zu schaffen, stiegen Sanitäter des DRK über eine Leiter in einen Kellerschacht hinab und mühten sich mit ihrer medizinischen Ausrüstung durch den niedrigen und schmalen Keller bis hin zum Patienten. Als die medizinische Erstversorgung sichergestellt war, konnte die Übungspuppe von den schweren Trümmern befreit werden. Den beteiligten Helfern war sehr deutlich anzusehen, dass diese Aufgabe schweißtreibend war.
Im „alten Wasserhaus“ hatten weitere Feuerwehrleute ebenfalls eine eingeklemmte Person gefunden. Diese lag im vierten Obergeschoss. Der Weg dorthin führt nur über schmale und steile Treppen. Ein schweres Stahlrohr lag auf den Beinen der Person. Die Befreiung sollte nach Übungsvorgabe nur mit einem Plasmaschneider gelangen. Das elektrische Gerät kann dicken Stahl zum Schmelzen bringen und mit Druckluft einen feinen Schnitt schaffen. Doch der Transport und Aufbau des Rettungsgerätes hätte durch das Treppenhaus viel Personal und wichtige Zeit in Anspruch genommen. Die Einsatzkräfte entschieden daher, die erforderliche Ausrüstung mit der Drehleiter auf das Dach der 5. Etage zu heben und von dort nur eine Ebene tiefer zu tragen. Die Befreiung mit dem Schneidgerät ging dann ganz schnell.
Um für einen möglichen Brand im Holzhackschnitzel ausreichend Löschwasser zur Verfügung stellen zu können, wurde zunächst ein Hydrant in der näheren Umgebung in Betrieb genommen. In 250 Metern Entfernung wurde Wasser aus dem Norder Tief gepumpt und über Schlauchleitungen zur Einsatzstelle gefördert.
Nach zwei Stunden intensivem Training wurde die Herbstübung zufriedenstellend beendet. In einer Abschlussrunde mit allen Teilnehmern wurden die Szenarien kurz erläutert. Ein paar wenige Punkte in der Abarbeitung wurden kritisch angesprochen. Lobende Worte waren aber eindeutig in der Überzahl. Die Norder Stadtwerke bedankten sich in der Runde ebenfalls für das Engagement der ehrenamtlichen Kräfte und stellten für alle Kaltgetränke bereit.